Ausgangssituation
Die beiden LEADER-Regionen Atert-Wark (AW) und Lëtzebuerg West (LW) machen sich seit Jahren stark, um sich als Slow Region zu etablieren und Slow Angebote zu entwickeln, zu vernetzen oder neu aufzustellen (AW/LW: Fahrradtourismus, Kurze Qualitätswanderwege, Slow Trips AW: Gringgo, Beki, öko-soziale Landwirtschaft, Slow Travel - touristische Produktentwicklung zum Übernachten, Begegnen, Einkehren am Beispiel Rindschleiden und Useldange). Daraufhin hat sich auch die neue Tourismus-Region Guttland zur Gänze für die Zielrichtung Slow Tourismus strategisch bekannt. Die Atert-Wark-Region hat zur strategischen Entwicklung der gesamten Region daraufhin 2019 einen Leitfaden für Slow Region Wëlle Westen im Guttland aufgestellt.
In der Folge wurden aus diesem Leitfaden relevante Aufgabenstellungen für Slow-Mobilität zur Tourismusentwicklung der Slow Region Atert-Wark abgeleitet. Eine Abend-Veranstaltung mit Mag.Peter Brandauer, Bürgermeister der Gemeinde Werfenweng im Salzburger Land (Modellgemeinde mit Umland für sanfte Mobilität im touristischen Kontext) sowie ein Workshop mit Beteiligten aus beiden Leader-Regionen, dem ORT Guttland, der Tourist-Info Atert-Wark, sowie BM Peter Brandauer und Martin Schobert, Saint Elmo‘s Tourismusmarketing vervollständigten weiter die zukünftigen Aufgabenstellungen. Aus diesen Vorarbeiten wurden Notwendigkeiten und Handlungsfelder zur Entwicklung touristischer Mobilität identifiziert, die im Zuge eines folgenden Leaderprojektes einer Detail-Analyse und Detail-Konzeption unterzogen werden sollen.
Für das Erleben des Slow Gastes wird heute der Alltags-Verkehr möglicherweise als „bedrohlich“, teilweise unangenehm empfunden (Traktoren, Geschwindigkeit, Lärm, ...). Zur Lösung dieser Problematik soll im Zuge des Leader-Projekts gezielte Besucherlenkungs-Initiativen an „ruhige“ Erlebnisräume entwickelt werden. Der ÖPNV in Luxemburg wird ab März 2020 gratis konsumierbar sein. Dieser ist aber heute auf die Bedürfnisse des Alltags-Verkehrs (Pendler) zugeschnitten und nicht geeignet, touristische Bedürfnisse der Gästepotentiale zu erfüllen. Um dem Gäste-Bedürfnis nach Mobilität vor Ort gerecht zu werden, verknüpfen die beiden LEADER-Regionen im Westen dieses künftig mit Mobilitäts-Bedürfnissen der Einwohner, die den Alltag leben und andere Formen der Mobilität benötigen. Innerorts ist dafür vor allem auch das Mobilitäts-„Nachtangebot“ für Teilnehmer an Kursen, Seminaren, Theaterbesuchen entscheidend für eine Akzeptanz. Da die Bereitstellung von Nachtlinien aber teuer ist, bedarf es dazu einer Kombination und Querfinanzierung mit dem Mobilitäts-Tagesangebot (entsprechende touristisch relevante Vorschläge sind auszuarbeiten; Abgrenzung zum Alltagsverkehr beachten, der nicht Ziel dieses Leader-Projektes ist, vielmehr soll der einheimische Theaterbesucher als lokaler Tourist gesehen werden.).
Für eine wirtschaftlich erfolgreiche Umsetzung ist es essentiell weitgehend gemeinsamen Nutzen für touristische und Alltags-Mobilität zu finden - dies wurde als zentrale Anforderung aus einem gemeinsamen Evaluierungs-Workshop mit dem Tourismus-Mobilitäts-Experten Bürgermeister Peter Brandauer der Salzburger Modell-Gemeinde für sanfte Mobilität, Werfenweng, identifiziert.
Da heute die Anreise ab Bahnhof Luxemburg-Stadt mit ÖPNV problematisch ist, bedarf es neuer Mobilitätslösungen, um eine verlässliche Mobilitätsgarantie abgeben zu können.
Ziele
a. Vision: Slow Region. (Er)Leben. (Wëlle) Westen im Guttland.
Erreichtes Projektziel: Lokale Vor-Ort-Mobilität ist für Gäste & Einheimische optimal.
b. Mission: Slow ist eine neue Ära des Reisens. Zeit ist kostbar und Entschleunigung die neue Dynamik. Nahtlose Mobilität zur An- und Abreise, Mobilitätsgarantie beim Aufenthalt vor Ort und ein geringer ökologischer Fußabdruck sind Rahmenbedingungen die von einer Slow Region geplant, entwickelt und gesteuert werden müssen.
Erreichtes Projektziel: Ökonomisch (wirtschaftlich tragfähige Vor-Ort-Mobilität), ökologisch (im Sinne einer slow mobility – Mobilitätslösungen basieren vorwiegend auf Muskelkraft, erneuerbare Energien oder digital vernetzte ÖPNV-Lösungen wie Ruf-Busse, Mobilitätscards) und soziale Nachhaltigkeit (Begegnung mit Einwohnern und deren Alltags-Kultur, zeitgenössischen Originalen, anderen Reisenden, der Geschichte Luxemburgs, ...)
c. Gäste: Paare und Kleingruppen sind Zukunftsgäste. Wir fokussieren uns dabei auf Liberal-Intellektuelle und Sozial-Ökologische auf Basis der Sinus-Milieus (Deutschland, Luxemburg) bzw. den Sinus Meta-Milieus aus der Studie der Großregion die das LFT künftig als Kern-Zielgruppen Luxemburgs adressiert (Explorers, Short Breakers): Das LFT hat 2019 in einem digitalen Analyse-Prozess und mehreren Workshops die Zielgruppen-Segmentierung konkretisiert und in sogenannten Sinus-Meta-Milieus eine vertiefende Ausarbeitung vorgenommen. Diese beeinflussen auch die Schwerpunktausrichtung auf jene Gäste mit dem größten Potential für die Großregion und auch die Potentiale der Slow Region Westen.
Erreichtes Projektziel: Aus den Sinus Milieus sollen für die Slow Region Westen jene Mobilitätsbedürfnisse der Gästegruppen gefiltert werden, die größte Bedeutung für ein nahtloses Slow Erlebnis und Slow Business in der Slow Region Westen haben. Ziel ist mit dem Projekt deren digitales Nutzerverhalten sowie deren Reiseverhalten für Slow Travel Erlebnisse und Slow Trips beschreiben zu können. Weiters sollen notwendige Handlungsfelder identifiziert sein und konkrete Schlüsselaufgaben zur Entwicklung „nahtloser“ Slow Mobilitätsangebote konzipiert sein. Diese sollen in einem Aktionsplan „Slow Mobilität“ hinsichtlich Umsetzungspriorität kategorisiert und soweit ausformuliert sein, dass damit eine Umsetzung in Folgeprojekten möglich ist (Ausschreibung der Mobilitätsleistungen, mögliche Lieferanten identifiziert, Budgetbedarfs-Prognose, Projektträger, ...).
d. Slow Mobilitäts-Strategie: Ein ‚Slow‘ Reise-Erlebnis in der Slow Region Westen ist dann sichergestellt, wenn ...
… wir im relevanten Set der Reiseentscheidung für jene Gästepotentiale der Großregion attraktiv sind, die An- und Abreise mit sanften Mobilitätslösungen bevorzugen.
… wir eine Mobilitätsgarantie für die „letzte“ Meile bei An- und Abreise verlässlich anbieten können
… wir eine Mobilitätsgarantie bei der touristisch geprägten Vor-Ort-Mobilität umsetzen und verlässlich gewährleisten können
… von der Mobilitätsgarantie auch unsere Einwohner im ländlichen Raum und in den Kommunen der LEADER-Regionen profitieren (weitgehende Ganzjährigkeit der Mobilitätsgarantie ist auch außerhalb der touristischen Haupt- und Zwischensaisons sichergestellt)
… wir eine SLOW CARD anbieten, die als digitale Gäste- und Einheimischen-Karte eine „Best Preis“-Mobilitätsgarantie ermöglicht (bei jeder weiteren Mobilitätsaktivität sinkt der Nutzerpreis in Summe auf das optimale Preis-/Leistungsverhältnis)
… wir als Slow Region vermarktbare, touristische Produkterlebnisse entwickeln: anders mobil sein, der Alltagskultur begegnen, anders (er)leben und aufleben (entschleunigt, inspiriert sein, Energie tanken).
Innovation:
Der Westen wird zur ersten klimaneutralen Reiseregion Luxemburgs und Entschleunigung ohne nennenswerten CO2-Footprint. Wir bieten Einwohnern und Gästen temporär ein authentisches Leben im Einklang mit Mutter Erde. Die Slow Region Westen wird zur perfekten Region für Gäste, die flexibel, bequem, ohne Auto, die Region erkunden und die Lebenskultur der Menschen, die hier leben, erfahren wollen. Gleichzeitig entsteht eine Veränderung der regionalen Ortsbilder durch sanfte Mobilitäts-Initiativen der Kommunen (z.B. Shared Space Lösungen, ...).
Maßnahmenbeschreibung / Projektinhalt:
1. Analyse (durch Studenten der Hochschule Bozen) der touristischen Mobilitätsbedürfnisse der Gäste (Übernachtungsgäste & Tagesbesucher) im Landeswesten im Zuge einer kostenfreien Nutzung des bestehenden ÖPNVs ab März 2020 und aufgrund der neuen Planvorgaben für Fahrpläne welche Ende 2021 in Kraft treten werden: Woher kommen unsere Gäste (Ankunft / Einreise in Luxemburg, Herkunft nationale Übernachtungsgäste? Tagesgäste?)? Wie Reisen Gäste in den Westen? Wie reisen die Gäste innerhalb der Region? Was sind die Hotspots (Sehenswürdigkeiten und Übernachtungsmöglichkeiten) im Westen für Gäste, wie können/sollen diese künftig mobil erreichbar werden? Sowie eine Bedürfnis-Analyse, in Bezug auf die ermittelten Anforderungen und touristischen Services die über die neuen Planvorgaben für das ÖPNV-Netz (Knotenpunkte&Fahrpläne), welche Ende 2021 in Kraft treten werden, hinausgehen.
2. Projektziel ist wirtschaftlich konkurrenzfähige Slow-Mobility Lösungen (ökologisch, sozial) zum Individualverkehr in den Westen anzubieten. Darum soll im ersten Schritt untersucht werden, welche touristisch relevanten Mobilitätsangebote die beiden LEADER-Regionen in der Destination Guttland benötigen. Im zweiten Schritt sollen in einer Ideen-Werkstatt mit Studenten etablierte und neue, innovative Slow-Mobilitätslösungen (inkl. Begegnung mit der Bevölkerung und deren Alltagskultur) entwickelt werden, die als relevant identifizierten Ideen gefiltert und nach Attraktivität aus ökologischer und sozialer Sicht priorisiert werden und schließlich nach wirtschaftlicher Umsetzungsmöglichkeit (ökologische Nachhaltigkeit) priorisiert werden. Dazu bedarf es einer Ausarbeitung der Teil-Konzepte der Mobilitätslösungen als erste Grob-Konzeptionen mit ersten Kostenprognosen (+/- 25 % Abweichung möglich) für diese Mobilitätslösungen auf Basis des Design Thinking Instruments „Business Model Generation“.
3. Hierzu werden Kooperationsgespräche mit verschiedenen lokalen, regionalen, nationalen Mobilitätsanbietern geführt und entsprechende Kooperations-Projekte identifiziert / konzeptioniert (Grobkonzept, Kostenprognose, Slow Mobilitäts-Spitzenleistung/-Angebote, Schlüsselpartner, Schlüsselaufgaben, Kundenbeziehung, Kanäle):
- Gespräche u.a. mit Forum pour l’Emploi für Anruftaxi, flexible Zeiten und Mobilitätsgarantie, Shuttle Bahnhof in die Fläche, Fahrradtransport
- Gespräche u.a. mit LS-Sports für den Verleih von Fahrrädern aller Art (LS-Sports ist bereits Partner für beide LEADER-Regionen bei Verleih von Fahrrädern)
Dabei sind auch Lösungsvorschläge zu entwickeln, wie Mobilitätsunternehmer künftig bezahlt werden sollen (ohne Basisbezahlung).
4. Exkursion zur Modellgemeinde für sanfte Mobilität nach Werfenweng und Alpine Pearls Destination.
5. Im Zuge der Projektentwicklung soll, in Abstimmung mit dem Mobilitätsministerium, auf die Erfüllung der mobilen Gäste-Bedürfnisse eingegangen werden, d.h. sind Gäste in der Region unterwegs, soll über mobile digitale Lösungen die Mobilitätsgarantie gewährleistet werden (Ruf-Busse, e-Taxi, (private) Car-Sharing, Mitfahrzentrale, ...). à Konzept Mobilitätskarte für Gäste und Einheimische
6. Die Erreichbarkeit touristischer Hotspots (Fahrrad/organisierte Busreisen/PKW) muss analysiert und Lösungsvorschläge in punkto Parkmöglichkeiten ausgearbeitet werden.
Zum Schluss der LEADER-Phase sollten konkrete Kosten-Bedarfs-Analysen und entsprechend ausformulierte Vorschläge für Finanzierungskonzepte vorliegen, welche als „schlüsselfertige“ Projekte für anschließende zeitnahe Umsetzung der Konzepte (sanfte Mobilität Angebote in beiden Regionen inkl. Slow Card) vorliegen und dem Ersuchen für Unterstützung über Wirtschafts- und Umweltministerium dienen.
7. Gemeinsam mit touristischen Anbietern (Übernachtungsbetriebe, Sehenswürdigkeiten, Touristinfos…) anhand von moderierten Workshops (mit Best Practice Beispielen) attraktive Lösungen ausarbeiten, um sinnvoll Mobilität zu kommunizieren und mit umweltverträglicher Mobilität bei Gästen zu punkten
8. Pilotaktion:
Im Rahmen des LEADER-Projekts soll über eine Pilotaktion ein „Slow“ Rent-a-Bike-System für die West-Region aufgebaut werden (einzig verbleibende Region in Luxemburg, die noch kein Rent-a-Bike flächendeckend anbietet).
Hierzu sollen neuartige Konzepte aus dem Leitfaden Slow Region Wëlle Westen integriert und erprobt werden.
Vorkonzepte die als Grundlage zur Projektentwicklung herangezogen werden:
- Bummelbus (nach Verfügbarkeit, keine Mobilitätsgarantie)
- Werfenweng Mobilitätskonzept 1985! Werfenweng Erfolgsrezept: Verknüpfung des touristischen Angebots mit sanfter Mobilität
- Alpine Pearls Kooperations-Konzept
- Wengen, Mürren, Zermatt und Stoos à Mobilitäts-Lösungen für Gäste in der Schweiz
- Leitfaden Slow Region. (Er)Leben. Wëlle Westen im Guttland
Zielgruppe
- Einheimische, vor allem aus Luxemburg-Stadt und dem Süden Luxemburgs
- Gäste der Großregion um Luxemburg (Lothringen, Wallonie, Rheinland-Pfalz, Saarland)
- Short Breakers (Gäste, die das Bewährte und Bekannte in der näheren Umgebung schätzen und Ausflüge eher offline planen)
Partner
Touristische Leistungsträger und Gemeinden aus der Region, Touristinfo Atert-Wark, Réidener Mobilitéitsatelier, Mobilitätsministerium, Wirtschaftsministerium – Generaldirektion Tourismus, Luxembourg for Tourism
Kontraktierte Partner:
- Saint Elmo’s Tourismusmarketing: Slow Tourism Produktentwicklung mit den Experten des Standorts Wien: Place Branding und Place Marketing in Travel and Tourism: Projektleitung: Mag. Martin Schobert, Projektbeteiligt: Renate Bauer, Michael Fenböck und Theresa Ettl
- Free University of Bozen - Bolzano, Competence Centre Tourism and Mobility - Kompetenzzentrum Tourismus und Mobilität, Universitätsplatz 1 - Piazzetta dell'Università 1, I-39031 Bruneck – Brunico, Studiengangsleiter: Prof. Dr. Thomas Bausch
Mögliche weitere Partner:
- E-Tankstellen Partner (Fotovoltaik Tankstelle)
- Vermietung Radpartner LS-Sports Schieren
- EIDA S.A. Beckerich (grüner Strom, E-Tankstellen)
- Forum pour l‘Emploi (Bummelbus)
- Kutschen Anbieter
- CFL (Carsharing)
- Sales Lentz (Hop on – Hop off – Konzept)
- Firma Carbon (Oldtimer-Busse)
- Oliver Puhe, Tourismus-Mobilitäts-Innovationen, Trend-Forscher und Trend-Kurator
- Dr. Kai Pagenkopf, Experte für barrierefreie Tourismus-Mobilität
- Mag. Peter Brandauer, Bürgermeister Werfenweng, Kommunal-Experte für sanfte Mobilität